Instagram-Coaches und Online-Business-Versprechen – Was wirklich hinter den Kursen steckt
Überall in deinem Social-Media-Feed tauchen sie auf: Coaches und sogenannte Experten, die dir schnellen Reichtum und finanziellen Erfolg mit ihren Online-Kursen versprechen. Doch was steckt wirklich hinter diesen Versprechen, und sind die angebotenen Business-Modelle tatsächlich so erfolgversprechend, wie es dargestellt wird?
Warum sind Online-Kurse und Coachings so beliebt?
Der Hauptgrund, warum viele Coaches ihre Kurse verkaufen, liegt in der Skalierbarkeit und den hohen Gewinnmargen digitaler Produkte. Ein Online-Kurs wird einmalig produziert und kann dann nahezu unbegrenzt verkauft werden. Während klassische Geschäftsmodelle oft hohe Betriebskosten verursachen, fallen bei digitalen Produkten kaum variable Kosten an. Das Ergebnis: beeindruckend hohe Margen. So kommt es oft vor, dass Coaches mit dem Verkauf ihrer Kurse deutlich mehr verdienen als mit ihrem beworbenen Geschäftsmodell selbst.
Doch warum investieren erfolgreiche Unternehmer ihre Zeit überhaupt in Kursangebote, statt sich ausschließlich auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren? Neben der hohen Rentabilität digitaler Produkte liefern Kurse wertvolle Kontakte und potenzielle Geschäftspartner. Sie erhöhen außerdem die eigene Bekanntheit und etablieren den Anbieter als Experten, was wiederum Türen zu neuen Geschäftsmöglichkeiten öffnen kann.
Die Realität hinter den beliebten Business-Modellen
Beliebte Modelle, die häufig beworben werden, umfassen Immobilien-Arbitrage (wie Airbnb-Vermietungen), Dropshipping, Social-Media-Marketing-Agenturen (SMMA) und Trading mit Aktien oder Kryptowährungen. Auf den ersten Blick wirken diese Modelle attraktiv, da sie scheinbar geringe Einstiegshürden und hohe Gewinnmöglichkeiten bieten. Die Praxis sieht jedoch oft anders aus.
Immobilien-Arbitrage beispielsweise klingt zunächst einfach: Du mietest Immobilien günstig an und vermietest sie gewinnbringend weiter. Doch in der Realität lauern rechtliche Fallstricke. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Vermieters oder bei Verstoß gegen kommunale Regelungen zur Zweckentfremdung drohen rechtliche Konsequenzen. Dazu kommen operative Herausforderungen wie die ständige Sicherstellung einer guten Auslastung, Verwaltung der Immobilie und unerwartete Kosten, die schnell den Gewinn schmälern.
Dropshipping und Print-on-Demand werden oft als einfache Wege beworben, um ohne Lagerbestand Produkte zu verkaufen. Tatsächlich sind diese Modelle jedoch stark von Werbekosten abhängig. Hohe Werbeausgaben, Qualitätsprobleme bei Lieferanten oder plötzliche Änderungen auf Plattformen wie Facebook oder Amazon können die Gewinne schnell zunichtemachen. Viele Einsteiger unterschätzen den enormen Wettbewerb und die Komplexität der Supply Chain.
Auch das beliebte Agenturmodell (SMMA), bei dem Marketingdienstleistungen verkauft werden, birgt Herausforderungen. Kundenakquise ist arbeitsintensiv und Kundenbindung oft schwierig. Ohne tiefgehendes Fachwissen in Bereichen wie Werbeschaltung oder Datenschutz stoßen Agenturbetreiber schnell an Grenzen. Ähnlich schwierig gestaltet sich das Trading-Geschäft: Ohne fundiertes Wissen und klare Risikokontrolle verlieren die meisten Privatanleger langfristig Geld. Zudem drohen regulatorische Stolperfallen, da Finanzdienstleistungen streng reguliert sind.
Vorsicht vor emotionalen Tricks im Marketing
Online-Coaches setzen gezielt psychologische Strategien ein, um ihre Kurse zu verkaufen. Lifestyle-Bilder mit luxuriösen Autos, exotischen Reisen oder luxuriösen Immobilien sollen Sehnsüchte wecken und schnelle Erfolge versprechen. Dazu kommen künstliche Verknappung („Nur noch wenige Plätze!“) und vage Erfolgsversprechen („fünfstellige Umsätze im Monat“), ohne transparente Darstellung von Kosten oder tatsächlichem Gewinn.
Wie du seriöse Anbieter erkennst
Wenn du überlegst, einen Kurs zu kaufen, solltest du dir unbedingt konkrete Nachweise der tatsächlichen Erfolge zeigen lassen. Seriöse Coaches sind transparent und offenbaren auf Nachfrage anonymisierte Kennzahlen, Gewinn-und-Verlust-Rechnungen oder Testate. Ebenso wichtig sind verifizierbare Referenzen von Kunden, die nicht finanziell am Erfolg des Coaches beteiligt sind.
Recherchiere außerdem gründlich: Prüfe das Impressum, die Geschäftsadresse und den Handelsregistereintrag. Fehlen grundlegende rechtliche Informationen, ist das ein deutliches Warnsignal. Zudem ist es ratsam, Erfahrungsberichte außerhalb der eigenen Marketingkanäle zu suchen, um eine objektive Einschätzung zu erhalten.
Alternativen zu teuren Kursen
Statt teurer Coachings kannst du oft vergleichbares Wissen günstiger oder sogar kostenlos in Fachbüchern, Foren, spezialisierten Blogs oder bei persönlichen Gesprächen mit Experten erhalten. Lokale Netzwerke und Unternehmergruppen bieten ebenfalls wertvolle Einblicke und Kontakte ohne die hohen Kosten von Online-Kursen.
Skepsis ist angebracht, Transparenz entscheidend
Online-Business-Modelle können funktionieren, doch keines ist ein Selbstläufer. Seriöse Anbieter verschweigen die Risiken und Herausforderungen nicht. Sie beantworten kritische Fragen offen und können belegbare Nachweise über ihre tatsächlichen Erfolge vorlegen. Bevor du Geld investierst, solltest du gründlich recherchieren und vor allem auf nachprüfbare Fakten bestehen.
Deine Zeit und dein Geld sind wertvoll – investiere beides klug und hinterfrage jedes „schnelle Erfolg“-Versprechen kritisch.