PFAS in Windkraftanlagen – die unsichtbare Gefahr hinter grüner Energie
Windräder gelten als Symbol der Energiewende – sauber, leise, nachhaltig. Doch unter der glänzenden Oberfläche steckt eine unsichtbare Gefahr: sogenannte PFAS, auch „Ewigkeitschemikalien“ genannt. Diese langlebigen Stoffe werden bei der Herstellung und dem Betrieb von Rotorblättern eingesetzt – und gelangen mit der Zeit in die Umwelt. Forscher warnen: Was als grüne Technologie gilt, könnte unbemerkt zur Quelle eines neuen Umweltproblems werden.
PFAS-Emissionen bei Windrädern – was steckt dahinter
PFAS steht für Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen. Das ist eine Gruppe aus mehreren tausend künstlichen Chemikalien, die für ihre außergewöhnliche Stabilität bekannt sind. Sie sind wasser-, schmutz- und hitzebeständig – ideal also für Industrieprodukte, die extremen Bedingungen standhalten müssen.
In der Windenergie werden PFAS vor allem in Beschichtungen und Harzen eingesetzt.
Sie sorgen dafür, dass Rotorblätter:
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Schmutz, Regen und Eis abweisen,
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länger halten und weniger gewartet werden müssen,
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und bei hoher Belastung stabil bleiben.
Doch genau diese chemische Stabilität hat einen Nachteil: PFAS bauen sich in der Natur praktisch nicht ab. Sie bleiben über Jahrzehnte in Böden, Gewässern und Organismen – und können über Staub oder Regen weitergetragen werden.
Wie gelangen PFAS in die Umwelt?
PFAS-Emissionen entstehen nicht beim Stromerzeugen, sondern indirekt:
1. Während der Produktion
Schon bei der Herstellung von Rotorblättern entstehen Abfälle, Schleifstäube und Dämpfe, die PFAS enthalten können. Wenn diese nicht richtig aufgefangen werden, gelangen sie über Luft oder Abwasser in die Umwelt.
2. Während des Betriebs
Durch Wind, Regen und UV-Strahlung lösen sich winzige Partikel von den Rotorblättern. Dieser Abrieb enthält je nach Material PFAS-Reste. Besonders an der Vorderkante – dort, wo der Wind am stärksten auftrifft – entsteht über Jahre messbarer Materialverlust.
3. Beim Rückbau und Recycling
Am Ende der Lebensdauer (meist nach 20 bis 25 Jahren) werden Windräder abgebaut. Beim Zerschneiden oder Zermahlen der Rotorblätter können PFAS-haltige Stäube entstehen. Auch beim Verbrennen oder chemischen Auflösen der alten Materialien können PFAS freigesetzt werden.
Warum PFAS so problematisch sind
PFAS gehören zu den langlebigsten Chemikalien überhaupt.
Einmal in die Umwelt gelangt, zerfallen sie praktisch nicht mehr. Sie können:
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ins Grundwasser gelangen,
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von Pflanzen und Tieren aufgenommen werden,
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und sich im menschlichen Körper anreichern.
Studien zeigen Zusammenhänge zwischen PFAS-Belastung und Leber-, Hormon- und Immunsystemproblemen. Deshalb werden PFAS inzwischen weltweit streng überwacht – und in der EU steht ein umfassendes Verbot zur Diskussion.
Wie groß ist das Problem bei Windrädern wirklich?
Die meisten Windräder stoßen nur sehr geringe Mengen PFAS aus – aber über Jahrzehnte können selbst kleine Mengen relevant werden, vor allem bei Offshore-Anlagen mit vielen Turbinen.
Das Problem ist weniger akut als etwa bei Löschschäumen oder Textilimprägnierungen, aber prinzipiell vergleichbar: kleine, stetige Emissionen, die sich langfristig summieren.
Wissenschaftler sprechen daher von einer „schleichenden Umweltbelastung“ – nicht katastrophal, aber ernst zu nehmen.
Weiterer Artikel dazu:
→ Nachteile von Windkraftanlagen
EU-Regelung und Ausblick
Die EU plant ein umfassendes PFAS-Verbot, das auch die Windindustrie betrifft. Ausnahmen wird es nur dort geben, wo technisch keine Alternative existiert.
Für die Branche bedeutet das: Innovation statt Übergangslösung.
Langfristig sollen Windräder komplett ohne PFAS auskommen – von der Produktion bis zum Recycling.
Windkraft ist also nicht unbedingt chemisch sauber.
PFAS-Emissionen sind ein verdecktes, aber lösbares Problem. Aber bisher besteht die "unsichtbare Gefahr" für Mensch und Umwelt.